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Reiseroute 4.1.-16.1.2017


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4.1.-16.1.2017 Bolivien

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4.1.-6.1.2017 Bolivien: Chullpares Huanuni de Cachu, Mallasa, La Paz

Die Einreise nach Bolivien ist unkompliziert - ohne Kontrolle der Lebensmittel geht es weiter auf der Hochebene. Viele Berggipfel und der schneebedeckte Vulkankegel des inaktiven Sajama - mit 6542m der höchste Berg in Bolivien - begleiten unseren Weg am Horizont. Auf den sumpfigen Wiesen des Hochlandes fressen scheue Vikuñas und Alpakas die kurzen Gräser. Da es mittlerweile schon spät geworden ist, stellen wir unser Wohnmobil an der Einfahrt zu einem kleinen Dorf zur Übernachtung ab.
Nach einer verregneten Nacht bringt die Ruta 4 uns weiter in Richtung La Paz, wo wir uns am 8.Januar die Einfahrt der Teilnehmer der Rallye Dakar ansehen wollen.
Zuvor halten wir unterwegs noch an drei Stellen mit Grabtürmen, den sogenannten 'Chullpas', an. Die 'Chullpas' sind zeremonielle Grabstätten aus den Jahren 1200 bis 1550 für die Oberen des Volkes der 'Carangas' und sind im gesamten Hochland Boliviens verbreitet. Sie wurden aus Lehm- oder Adobeziegeln gebaut und haben einen ovalen oder dreieckigen Eingang, der zum Sonnenuntergang ausgerichtet ist. Viele dieser Zeugnisse des alten Totenkults sind ungeschützt der Witterung ausgesetzt, so dass ihr Zerfall nur noch eine Frage der Zeit ist. Lediglich die Chullpares Huanuni de Cachu scheinen von Archaeologen vor dem Zerfall geschützt zu werden. In einigen der Grabtürme sind noch die Knochen der Toten zu sehen - viele dieser Kultstätten wurden aber gedankenlos durch Müll verschandelt.
In Patacamaya, an der Kreuzung mit der Ruta 1, können wir eine Telefonkarte einkaufen und das bolivianische Geschäftsleben - hier sind die Frauen in ihrer traditionellen Kleidung die Geschäftstüchtigen - ansehen. Der Weg nach Mallasa bei La Paz, wo wir auf dem Parkplatz vom Hotel Oberland campieren wollen, ist noch mit einem kleinen Malheur verbunden. An der steilen Bergstrecke vom 4200m hoch gelegenen El Alto müssen wir etwa 800 Höhenmeter talabwärts nach Mallasa hinter einem LKW sehr viel bremsen, sodass kurz vor unserem Ziel die Bremsflüssigkeit kocht. Auf einer Dorfstraße vor einem steil abfallendem Stück halten wir keine 10 Minuten zum Abkühlen - da kommt Walter, der Eigentümer des Hotel Oberland, in seinem Auto vorbei, begrüßt uns und will uns den Weg zu seinem Hotel zeigen. Nur zögernd kommen wir seinem Angebot nach - die Bremsen sind noch butterweich. Letztlich gelingt mit viel Motorbremse auch die Steilpassage zum Parkplatz des Hotels. Wir melden uns an und Walter bittet seinem Freund Gerd zu uns, denn dieser bietet Stadtführungen nach Absprache an. Zum abendlichen Bier taucht Gerd auf - schnell sind wir uns einig, gleich am folgenden Tag eine alternative Tour ohne Museumsbesuche durch die Stadt zu machen.

Morgens um 9 Uhr starten wir mit einer Taxifahrt zur Talstation der grünen Seilbahn - der 'Teleférico verde'. Präsident Evo Morales lässt in La Paz zur Beseitigung des täglichen Verkehrs-Chaos ein Seilbahn-System von der österreichischen Firma 'Doppelmayr' bauen. Drei der neun geplanten Linien sind mit über 10 Kilometern Länge bereits in Betrieb. So fahren wir für 3 Bolivianos - ca. 40 Euro-Cent - je Linie mit der grünen und der gelben Seilbahn zum höchsten Punkt nach El Alto.
Hier gibt es einiges Gewusel - der Verkehr ist tatsächlich sehr chaotisch. Eine Ordnungshüterin in orangefarbenem, trachtenähnlichen Rock und Bowlerhut versucht meist vergeblich die Fahrzeugströme zu dirigieren.
Der Ausblick von den Kabinenbahnen auf die Stadt ist sehr eindrucksvoll und unvergesslich - aber auch von einigen Punkten in El Alto und dem Mirador 'Killi-Killi' ist der freie Blick über die Dächer und die Hinterhöfe in den Talkessel hinab genau so schön.
Mit einem Taxi geht es hinter den Marktständen von El Alto zur Station der roten Seilbahn. Auch das Leben der Indigena hinter den Marktständen ist recht interessant - es wird gekocht, geredet und viel in Schiebkarren hin-und-her transportiert. Die Seilbahn zur roten Endstation bringt uns ins Zentrum von La Paz im Talkessel. Wir fahren ein Stück mit einem Micro-Bus, laufen dann durch nicht touristisch geprägte, zentrumsnahe Gebiete und probieren in einem kleinen Schnellrestaurant leckere 'Salteñas' - mit Gemüse und Hähnchen- oder Schweinefleisch gefüllte Empanada-ähnliche Teigtaschen.
In der Museumsgasse Calle Jaén sehen wir viele der alten Kolonialbauten mit den typischen, spanisch geprägten Holzbalkonen und gehen kurz in das Kultur-Cafe "Etno". Eine reelle Mittagspause machen wir in einem kleinen Restaurant nahebei. Das Mittagsmenü mit Salatbüffet, Vorsuppe, Hauptgericht, Nachtisch und Getränk kostet für drei Personen zusammen keine 10€ und ist ungewohnt aber sehr lecker.
Weiter geht unsere geführte Tour zur Kathedrale, dem Nationalkongreß und zum Präsidentenpalast, der flankiert wird von einer Bauruine - auch das ist La Paz. Recht interessant ist auch der sogenannte 'Hexenmarkt' - viele kleine Geschäfte bieten neben ihrem Sortiment auch Gegenstände für die Zeremonien der Heiler und Magier an. Das geht von Coca-Blättern, über getrockneten Lama-Fötus bis hin zum getrockneten Baby-Lama in verschiedenen Größen. Die getrockneten Baby-Lamas werden zum Beispiel beim Hausbau an den Hausecken vergraben, um bei Mutter Erde "Pacha Mama" gute Stimmung für das Haus zu erzeugen. Auch die Figur des im Überfluß lebenden "Ekeko" ist immer wieder vertreten.
In der naheliegenden Kirche San Franzisco drängeln sich bei einem Gottesdienst viele Gläubige mit kleinen Krippen und Püppchen - es ist Dreikönigstag und junge Paare scheinen sich hier den Segen für ihren Kinderwunsch zu holen. "Christlicher Glaube" und "heidnischer Aberglaube" liegen in vielen traditionsbehafteten Ländern Südamerikas sehr nahe beieinander, werden aber von den Kirchen teilweise sehr geschickt miteinander genutzt, um die Bevölkerung an die Kirche zu binden und ruhig zu halten.
Erst spät am Nachmittag fahren wir mit Gerd zurück in den Vorort Mallasa zu unserem Stellplatz beim Hotel Oberland und schliessen die sehr gut gemachte Tour mit einem kleinen Umtrunk bei netten Gesprächen ab.

04.01.2017: zur DiaShow...

7.1.-9.1.2017 Bolivien: Rallye Dakar in La Paz, Valle de la Luna

Am nächsten Morgen fahren wir mit einem Collectivo in die Stadt, denn heute findet die Begrüßung der Teilnehmer der Rallye Dakar durch den Präsidenten Evo Morales statt. Alle Fahrzeuge - die schweren Trucks ausgenommen - fahren auf einer Rampe am Präsidenten vorbei und werden von der jubelnden Menge empfangen. In einem Hoteleingang treffen wir zufällig auf Federico, der Reiseführer, der uns vor 10 Jahren auf unserer Rundreise mit Papaya-Tours durch La Paz und Tiwanaku begleitet hat. Federico sieht sich mit uns den Konvoi der Dakar-Fahrzeuge an und übersetzt für uns einige Passagen der Ansagen zu den Teams. Insgesamt gibt es hier große Begeisterung für die Dakar-Fahrer - viele Bolivianer stürmen in die Fahrzeuggasse und machen Fotos von sich und ihren Idolen. Nach einigen Stunden kehren wir zurück nach Mallasa, zum Hotel Oberland, dessen Parkplatz sich mittlerweile mit weiteren Campern gefüllt hat.
Am 8. Januar steht für uns zunächst die Besichtigung des etwa 3 Minuten zu Fuß entfernten Valla de la Luna - des Mondtales. Hier ragen sehr viele ausgewaschene Sandsteinspitzen in den Himmel - ein Rundweg führt an den durch Erosion entstandenen bizarren Formationen entlang. Dieses Tal zeigt auch deutlich die Problematik für La Paz an, denn auch in den Wohngegenden führt die Erosion immer wieder zu Abbrüchen beim Sandstein. So werden jedes Jahr einige der teils illegal errichteten Häuser zerstört. Bei massiven Regenfällen sind viele Schäden durch Erdrutsche zu verzeichnen.
Am Nachmittag fahren wir dann wieder in die Stadt, denn rund um das Dakar-Fahrerlager an der Basisstation der Seilbahn 'Teleférico verde' finden einige Aktionen und Musikveranstaltungen statt. Als wir uns eine Liveband ansehen, beginnt es zu regnen - der guten Stimmung vor der Bühne schadet es aber nicht. Es wundert uns immer wieder, wieviele Einheimische sich - teilweise in ihren Trachten herausgeputzt - das Spektakel ansehen und die Fahrzeuge bestaunen. Als es uns dann doch zu feucht und kalt wird, schlendern wir durch die Straßen zur Haltestelle der Collectivos und fahren zum Hotel Oberland zurück.
Nach einer ruhigen Nacht gehen wir früh morgens an die Strecke einige hundert Meter am Valle de la Luna vorbei in Richtung Stadt, denn hier sollen die Dakar-Fahrzeuge auf dem Weg zur nächsten Renn-Etappe vorbeifahren. Trotz der frühen Stunde sind hier auch wieder einige Fan's auf den Beinen und bejubeln die in großen Abständen vorbeifahrenden Trucks, Rennwagen und Motorräder. Auf dem Weg zurück zum Stellplatz ergeben sich noch einige andere Blickwinkel auf das Valle de la Luna.
Am Nachmittag wollen wir aufbrechen und fahren zu einem Supermarkt in der Stadt. Dabei stellt sich heraus, dass scheinbar noch Luft im Bremssystem des Clou steckt und die Bremsleistung noch reduziert ist. So beschließen wir kurzerhand, zur Auto-Werkstatt des Schweizer's Ernesto Hug in El Altozu fahren, um dort die 2 Jahre alte Bremsflüssigkeit auszutauschen. Er kann uns nicht spontan in den Arbeitsablauf einplanen - aber wir dürfen mit seiner Unterstützung die Flüssigkeit selbst wechseln. Auch das lang gesuchte Konzentrat für Kühlflüssigkeit hat Ernesto vorrätig - gegen 18 Uhr sind wir fertig, bezahlen und fahren zurück zum Hotel Oberland, um die Bremswirkung auf den steilen Passagen zu testen. Alles funktioniert, die Luft ist raus - aus den Bremsleitungen und die neue Flüssigkeit wird nicht mehr so schnell kochen.

07.01.2016: zur DiaShow...

10.1.-12.01.2017 Bolivien: Tiwanaku

Am nächsten Morgen schwimmen wir noch ein wenig im Pool des Hotels, bevor wir wieder hoch nach El Alto fahren. Von dort gelangen wir auf die Strecke zu den Ruinenanlagen Tiwanaku. Zunächst fließt der Verkehr sehr gut, doch dann bleiben wir in einer langen Kolonne von Collectivos stecken - 4 Spuren nebeneinander etwa 300m lang. Mit einiger Mühe können wir uns bis zur fließenden 5. Spur durchschlängeln und gelangen gegen 14 Uhr bei Regen zu den Ruinen Tiwanaku. Nach dem Kaffee besuchen wir die zwei Museen der Anlage und wandern in den Ort, an dessen Plaza viele Kunstwerke stehen. Die Dorfkirche wurde ab 1580 n.Chr. aus Steinen der Ruinenanlage errichtet: in der Fassade sind steinerne Köpfe aus der Ruine eingelassen, links und rechts vom Eingang stehen Statuen aus der Anlage.
Zurück am Wohnmobil bleiben wir zur Übernachtung auf dem Parkplatz der Ruinen stehen - am Abend gibt es noch ein Gewitter.
Morgens ist es immer noch bedeckt, so lassen wir uns bis gegen 12 Uhr Zeit mit dem Besuch der auf die Jahre 400-1000 n.Chr. datierten Ruinenanlage Tiwanaku, die eine Tempelstadt mit mehr als 20.000 Einwohnern gewesen sein könnte.
Tiwanaku hat einige verschiedene, sehenswerte Bereiche:
- das Gebäude "Laka Kolu" mit dem monolithischen Mondtor;
- der 40x48m große "Palast der Sarkopharge" mit in Menschengröße ausgehöhlten Steinblöcken;
- die 15m hohe Pyramide "Akapana" mit einer Grundfläche von 180mx140m, an deren Seite noch weitere Ausgrabungen erfolgen;
- der halb unterirdische, 2m tiefe und 26x29m große Tempel "Templete Semisubterráneo" mit 175 in den Mauern eingelassenen Köpfen und der monolithischen Statue "Barbado";
- die 118x128m große Sonnenwarte "Kalasasaya" mit dem 10 Tonnen schweren Sonnentor "Inti Punku" und den beiden etwa 3,5m hohen Monolith-Figuren "Ponce" und "Fraile";
- die Gebäudemauern des Palastes "Kerikala" mit den beiden nebeneinander stehenden Steinen des Anden-Kreuzes;
- die etwas abseits gelegene Anlage "Pumapunku" mit einer 10 Tonnen schweren bearbeiteteten Steinplatte.
Die gesamte Anlage ist relativ weitläufig und wir brauchen eine ganze Weile für den ersten Teil der Ruinen mit dem Mond- und dem Sonnentor. Auf dem Sonnentor Inti Punku ist ein Flachrelief eingemeisselt, das den Sonnen- oder Schöpfergott Wirachocha zeigen könnte. Dem Kopf entwachsen 26 Strahlen, die teilweise in Pumaköpfen enden. Die Zepter in den Händen des Wirachocha tragen Kondorköpfe - über das Gesicht laufen Tränen als Symbol für Regen oder Fruchtbarkeit. Links und rechts ist Wirachocha umgeben von jeweils 8 geflügelten Figuren in drei Reihen (gesamt 2x3x8=48) - sie werden von Archäologen als Mond- oder Erdkalender gedeutet. Das ehemals monolithische Sonnentor war vor langer Zeit umgestürzt und in zwei Teile zerbrochen - erst 1908 wurde es wieder aufgerichtet.
Im "Pumapunku" genannten Bereich liegen viele große Steinblöcke kreuz und quer durcheinander - ungklärt ist, ob die Zerstörung durch eine Naturkatastrophe oder durch menschliche Gewalt erfolgte. Ebenso ungeklärt ist die Bedeutung dieser Anlage - war es ein Hafen des jetzt 20km entfernten Titikaka-See oder eine Tempelanlage? Zwei freigelegte Tunnel mit menschlichen und tierischen Knochen deuten auf Tempel, während riesige, beckenförmige Mauern mit Fischornamenten eher auf einen Hafen deuten. Viele sauber geschnittene Steine aus sehr hartem Diorit liegen hier herum, sie wurden teilweise mit Klammern passgenau zusammengehalten. Per Computer wurde aus diesen Blöcken mit Rillen, Aussparungen und Kanten eine fugenlose Mauer rekonstruiert. Ein Steinbruch für bis zu 130 Tonnen schwere Sandsteine war 30km entfernt - wie wurde der Transport ohne die Kenntnis von Rädern durchgeführt? imHafenbeckenInsgesamt gibt es hier noch einige rätselhafte Fragen zu klären.
Nach dieser Wanderung spazieren wir noch einmal durch den Ort Tiwanaku und dann zurück zu unserem Wohnmobil auf dem Parkplatz - die Übernachtung hier ist wieder sehr ruhig.

10.01.2016: zur DiaShow...

12.01.-14.01.2017 Bolivien: Titikaka-See, von Huatajata im Schilfboot zur Isla Phuwa, Copacabana

Auf der Weiterfahrt halten wir in Huatajata, denn hier werden Schilfboote aus Totora gebaut. Der Sohn des Bootsbauers, der für Thor Heyerdahl die RA II und die Kontiki gebaut hat, ist hier ansässig und bietet auch Touren mit dem Schilfboot zu Schilfinseln der Uro an. Wir treffen auf Erika und Axel aus Leipzig, die mit einem gelben Unimog unterwegs sind. Wir wollen am nächsten Tag gemeinsam eine Bootstour unternehmen und dürfen auf dem Hof beim Bootsbauer übernachten.
Morgens wird das Schilfboot startklar gemacht und wir können zu viert die gemächliche Fahrt des Bootes zur Schilfinsel Isla Phuwa geniessen. Auf dieser Insel leben noch Indigena, die tagsüber jedoch zur Arbeit und zur Schule auf einer der größeren Inseln gehen.
Die reinrassigen Uro, die ehemaligen Bewohner der Schilfinseln, sind seit etwa 1960 ausgestorben. Die Indigena, die auf den Schilfinseln im Titikaka-See die Touristen begrüßen und ihnen handwerkliche Artikel zum Kauf anbieten, wohnen nur noch zeitweise auf den Inseln. Die meisten kommen kurz vor den Touristen auf die Insel und ziehen ihre Trachten für die Touristen-Show an.
Nach einer schönen Bootsfahrt kaufen wir ein paar Andenken, trinken noch einen Kaffee, verabschieden uns von Erika und Axel und fahren weiter in Richtung Copacabana. Diese Strecke ist eine der schönsten in den Anden und geht zunächst einen Pass hoch, dann einen Hochgrat entlang mit Blick auf die beiden Teile des Titikaka-See. Rundherum am Horizont sind die 6000er Berggipfel des Illampu, Ancohuma, Huayna Potosi und Illimani zu sehen - leider ist es etwas bewölkt. Hinunter führt die Straße uns zum Estrecho de Tiquina, der nur 800m breiten Engstelle zwischen den beiden Teilen des Titikaka-See. Tagsüber pendeln hier ständig kleine Fähren mit einem oder zwei kleinen Aussenbordmotoren über die Engstelle - es passt gerade ein Bus oder LKW auf die mit losen Bohlen ausgelegten Boote. Kaum am improvisierten Anleger angekommen, werden wir auch schon auf einen Kahn gewunken - zusammen mit einem PKW passen wir gerade hinauf. Bremse anziehen und schon geht die Fahrt los. Der Preis wird für Touristen meist etwas höher angesetzt - doch man kann durchaus verhandeln. Etwa 15 Minuten später kommen wir am anderen Ufer an und müssen über schmale Planken rückwärts an Land fahren. Das Boot schaukelt ziemlich, als wir zur einen Hälfte an Land sind - doch alles geht gut. Nun ist es nur noch ein kurzes Stück bis zum kleinen Ort Copacabana, der ein Zentrum für Alternativ-Touristen zu sein scheint. Viele Backpacker in bunten Hippiehosen bevölkern den Ort und die vielen Restaurants und Bars.

12.01.2016: zur DiaShow...

14.1.-16.01.2017 Bolivien: Autosegnung in Copacabana, Isla del Sol

Jeden Tag findet in Copacabana die Segnung von Auto's durch Franziskaner-Priester statt. Das Auto wird zuvor mit Girlanden, Blumen und Papphüten geschmückt. Dazu gibt es am Straßenrand vor der Kirche jede Menge von Verkaufsständen, die alles Zubehör für eine standesgemäße Segnung anbieten. Die Autobesitzer können auch einfach bei geschäftstüchtigen Indigena-Frauen in Trachtenröcken ein Komplettpaket mit Blumen, Girlanden, bunten Papphüten, Konfetti, Reis, Zucker, Schaumwein, Rotwein, Schnaps und Knallkörpern einkaufen - der Preis wird vorher ausgehandelt.
Ab 10 Uhr Morgens und am Nachmittag ab 14:30 Uhr - samstags und sonntags sogar durchgehend - geht die Segnung los: ein Franziskaner-Priester in brauner Kutte, mit Sonnenbrille und Strohhut und einem Eimer voll Weihwasser kommt aus der Kirche, die Motorhauben und Türen der geschmückten Autos werden geöffnet. Der Priester spricht ein stilles Gebet vor dem Motorraum, sprenkelt dann Weihwasser hinein, geht um das Auto - etwas Weihwasser auf das Blech und auf die Reifen. Auch der Innen- und der Kofferraum darf nicht vergessen werden. Dann noch etwas Weihwasser auf mitgebrachte Gegenstände und nicht zu vergessen auf den stolzen Autobesitzer und seine Familie. Fotografen stehen bereit, lassen Position einnehmen, der Priester setzt sein Lächeln auf, der feierliche Moment wird für die Nachkommen festgehalten und gleich vor Ort mit einem portablen Drucker ausgedruckt. Der Fotograf kassiert, der Priester bekommt auch einige Geldscheine oder eine vorher bezahlte Spendenquittung in die Hand gedrückt. Nun eilt der Priester weiter zum nächsten Auto, während die Autobesitzer Knaller anzünden. Von der ganzen Familie werden abwechselnd Blütenblätter, Reis und Zucker über das Auto gestreut. Schaumwein, Rotwein, Schaps und Bier wird rundherum an und in das Auto gespritzt - ab und zu wird auch ein Schluck selbst getrunken. Nun ist etwas Eile geboten, der Stellplatz vor der Kirche muss schnell geräumt werden, denn es warten noch viele Autos geduldig auf das Vorrücken in der Schlange. Nach kurzer Zeit riecht der ganze Platz nach einer Mischung der verschiedenen alkoholischen Getränke - der billige Schaumwein sticht dabei besonders scharf in die Nase.
Wir fragen uns bei diesen Auto-Segnungen, welche Rolle das für die Kirche spielt und wie sich wohl der Priester fühlt, der gegen Spenden die Auto's segnet. Hier gilt scheinbar für die Franziskaner-Kirche noch das alte Wesen des Ablasshandels, das durch den Dominikanermönch Johann Tetzel (1460-1519) mit dem Spruch "Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt" geprägt wurde. Damals wurde der Ablasshandel durch Martin Luther angeprangert - die Reformation der Kirche wurde durchgeführt - und was passiert hier und heute?
Am Sonntag Morgen sind besonders viele Autofahrer zur Segnung gekommen - unter einigen Frauen gibt es sogar Rempeleien beim Streit um den besten Platz in der Warteschlange. Heute sind zwei Priester besonders stark eingespannt - zwischendurch müsssen sie auch neues Weihwasser holen. Wir sehen uns das Spektakel gerne noch einmal in Ruhe an und müssen einige Male über die Gläubigkeit schmunzeln: manche der Autos springen trotz Segnung nicht an und müssen weggeschoben werden.
Gegen Mittag - das Wetter ist heute sehr gut - entschließen wir uns spontan zu einer Halbtagestour per Boot auf die Sonneninsel "Isla del Sol", gehen durch den Markt zum Hafen und buchen unsere Tickets direkt am Eingang. Kurz darauf legt unser Boot ab und nach einiger Zeit gelangen wir auf die Insel. Dort nehmen wir an einer geführten Tour, die der geschäftstüchtige Guide uns noch auf dem Boot aufnötigt, über den Wanderweg bis zur Ruine des Inkatempels mit der Treppe des Inka und dem Inkabrunnen in Yumani im Süden der Insel. Direkt hier am Anleger werden wir vom Boot wieder aufgenommen und sind gegen 18 Uhr zurück in Copacabana. Nun ist der Ort relativ leer - die Autosegnungen sind vorbei, die Wochenend-Touristen sind unterwegs nach Hause - nur ihr Müll bleibt zurück am Strand. Wir verbringen noch eine ruhige Nacht am Strand beim Hostel Onkel's Inn und fahren am nächsten Tag die wenigen Kilometer zum Grenzübergang nach Peru. Die Ausreise auf der bolivianischen Seite ist sehr schnell erledigt - nur an der peruanischen Zollstelle haben wir eine lange Warteschlange - zwei Reisebusse müssen abgefertigt werden.

14.01.2016: zur DiaShow...


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