22.-26.2.2016 Chile: NP Queulat, Puerto Puyuhuapi, Puerto Cardenas, El Amarillo, NP Pumalin, Chaitén
Am Morgen fahren wir bei Bewölkung auf der 'Carretera Austral' etwa 30 Kilometer nördlich von Villa Amengual in den Nationalpark NP Queulat mit Gletschern, Wasserfällen, Urwäldern, Farnen, Lianen und riesigen Nalca-Pflanzen. Am Wasserfall Salto del Condor halten wir kurz. Doris und Ina wandern zum Fuß des Wasserfall während ich ein Spaß-Foto von Hans-Jörg mache. Weiter geht es bis zum privat lizensierten Wanderweg 'Sendero Bosque Encantado', bei dem Doris, Ina und ich auf Grund meines Alters als 'Jubilado' alle nur den Seniorenpreis bezahlen müssen. Dieser Rundwanderweg führt in die Nähe einer kleinen Gletscherlagune und ist derzeit nur bis zur Hälfte nutzbar. Die Brücke wurde weggespült und der Wasserstand ist für eine Flußquerung zu hoch.
Der Waldweg entpuppt sich als ein Pfad auf morastigem Boden, der teilweise mit Baumscheiben, Trittsteinen und kleinen Holzbrücken in einem Zauberwald umherführt. Uberall gibt es mit Moosen und Flechten bewachsene Bäume, umgestürzte Bäume liegen kreuz und quer, Lianen hängen von den Ästen herunter und an vielen Stellen plätschern kleine Bäche durchs Unterholz. Alles ist üppig grün und nahe dem Umkehrpunkt am Gletscherfluß sind auch Kolibri's zu sehen. Leider ist der Gletscher im hohen Bergmassiv noch sehr weit entfernt.
Einige Kilometer schlechte Piste führen uns dann zum Besucherzentrum des Parks, von dem aus ein 600 Meter langer Wanderweg zur Laguna Témpanos abgeht. Von dort ist der 'Hängende Gletscher' Ventisquero Colgante sehr gut zu sehen. Zwischen zwei Bergen schiebt sich die Gletscherzunge in Richtung einer hohen Felsenkante. Schmelzwasser stürzt als Wasserfall zur Lagune hinunter, die Gletscherfront hängt hoch über der Lagune. Es sieht so aus, als würde die Eiswand jeden Moment in die Lagune kippen. Manchmal knallen große Eisbrocken gegen die Felsen und zerstäuben zu feinem Eisregen, der auch in die Lagune fällt. Aus dieser Entfernung sieht es wie ein weiterer Wasserfall aus.
Weiter geht es an den Termas de Puyuhuapi vorbei, bis wir einen Parkplatz gegenüber einer Fischfarm am Canal Puyuhuapi - einem Pazifikfjord für die Übernachtung finden.
Am Morgen stelle ich fest, dass eine Schraube am rechten Motorhauben-Scharnier abgebrochen ist und die Motorhaube deshalb während der letzten Fahrten viel quietschte. Zum Glück kann ich das Schraubenstück durch Anbohren lösen und eine neue Schraube eindrehen. Damit die Motorhaube sich nicht immer wieder löst, verzurre ich sie unten mit einem Seil. Ich hoffe auf einen Ersatzteilhändler, der Spannverschlüsse aus Gummi anbietet.
Jetzt können wir auch weiter - erst nach Puerto Puyuhuapi und dann Kaffetrinken bei La Junta am Fluß.
Ina und Hans-Jörg bleiben hier und wollen zum Lago Rosselot zum Schlafen. Da wir vor Isla Grande de Chiloé noch zum Naturpark Pumalin wollen, verabschieden uns für ein paar Tage und fahren noch weiter bis nach Puerto Cardenas. Am Bootsanleger des 35 Kilometer langen Lago Yelcho wollen wir schlafen. Der See gilt durch den angeblichen Rekord-Fang eines 17kg schweren Lachs als Anglerparadies.
Als ich das Auto umrangieren will, funktioniert das Zündschloß nicht mehr - es hatte vorher ja schon kurze Störungen gehabt und in der letzten Baustelle immer wieder kurze Aussetzer verursacht. Die Rüttelei der letzten 110 km von wechselweise gleichlangen Stücken Baustelle, Piste, Asphalt und wieder Baustelle war nicht gut. Doch nachdem ich die Verkleidung abgenommen und die Kabel ein wenig gerichtet habe, funktioniert es wieder. Ich lasse die Verkleidung vorsichtshalber gleich ab, dann kann ich bei Aussetzern während der Fahrt direkt am Kabel rütteln.
Wir können uns nun auf eine ruhige Nacht einrichten, denn außer zwei Booten mit betagten und betuchten Angel-Touristen ist hier am Anleger nichts los.
Der Blick von unserem Platz ist hervorragend: geradeaus am malerischen See-Ende überspannt eine grandiose Hängebrücke - die Puente Yelcho - den See-Ab-Fluß Rio Yelcho, dahinter der bis zum Ausbruch im Jahr 2008 als erloschen gegoltene Volcán Chaitén, links blicken wir auf den schneebedeckten Volcán Corcovado, rechts ragen die Ausläufer des Volcán Michinmahuida in den Himmel, hinter den Felsen in unserem Rücken stehen einige Lodges von Puerto Cardenas am Seeufer.
Heute wollen wir den 290.000 Hektar großen privaten Naturpark Pumalin besuchen. Er wurde von Douglas Tompkins, dem Gründer der Outdoor-Marke 'North Face' und Mitbesitzer von 'Esprit' gegründet. Er hat sich nach dem Verkauf seiner Firmenanteile dem nachhaltigen Umweltschutz zugewendet. Für seine chilenische Stiftung kaufte er zur Erhaltung des Regenwaldes im Norden Patagoniens große Landflächen vom Pazifik bis zur argentinischen Grenze in den Anden. Der Park erstreckt sich in zwei Teilbereichen von Chaitén im Süden bis nach Hornopirén im Norden, ein dazwischenliegendes Grundstück von 30.000 Hektar konnte er aufgrund des Widerstandes von Regenwaldausbeutern und rechter Parteien nicht kaufen. Leider ist Tompkins mit dem Kanu im Lago General Carreras gekentert und am 8. Dezember 2015 im Krankenhaus von Coyhaique an Unterkühlung gestorben.
Im Dorf El Amarillo sehen wir uns den orignellen aber stilvollen Gemischtwarenladen mit Tankstelle an. Mittags geht Doris sich in der Therme El Amarillo an der südlichen Parkgrenze aufwärmen, während ich wieder einmal unsere Webseite bearbeite. Zum Kaffee fahren wir zur Information am Parkeingang - kurze Zeit später kommen unverhofft Ina und Hans-Jörg auch hier vorbei. Wir fahren dann in den Park hinein und machen eine Rundwanderung auf dem Sendero Ranita de Darwin, der nach einem sehr seltenen, nur hier vorkommenden Frosch benannt wurde. Leider macht sich der Frosch auch vor uns rar, aber wir konnten hier im Regenwald einige riesige Nalca- und Bambuspflanzen sehen. Das letzte Stück der Rundwanderung geht abenteuerlich am Fluß entlang und führt uns wieder zum Wohnmobil. Mir gefällt an diesem Parkteil nicht, dass viele Flächen an den Wegen wie 'englischer Rasen' gemäht werden und scheinbar nicht ursprünglich sind - aber es gibt ja genügend Urwald hier.
Kurz nach Chaiten sehen wir uns einen Übernachtungsplatz an, wo ich die steile felsige Auffahrt nur mit Allradantrieb und durchdrehenden Reifen wieder hochkomme. Auf der weiteren Straße hören wir dann arge Fahrgeräusche, so dass ich auf einem Übernachtungsplatz am Strand von Santa Barbara nach unseren Reifen sehe. Ich bin total erschrocken über das Aussehen der Lauffläche der Hinterräder, sodass wir beschließen, diese nach dem Abendessen gegen die neuen Ersatzräder vom Dach zu tauschen. Die Cooper-Reifen haben starke Profilausbrüche und an einer Stelle ist das Profil bis zum Textilgürtel aufgerissen. Bei der Probefahrt hören wir aber die gleichen Fahrgeräusche wie vorher - sie scheinen durch die riffelige Asphaltdecke der Straße hervorgerufen zu werden. Trotzdem sind wir beruhigt, dass die maroden Hinterreifen nun auf dem Dach liegen.
Am nächsten Morgen regnet es sehr stark - trotzdem fahren wir nach dem Frühstück in den nördlichen Parque Pumalin bis zum Fähranleger Caleta Gonzales am Fjordo Largo. Bei anhaltend strömendem Regen beobachten wir das Treiben am Anleger beim Beladen einer Fähre. Zwei andere Wohnwagen stellen sich auch zu uns. Auf der Straße stehen noch einige übriggebliebene Autos für eine Fährpassage - doch heute kommt nur noch eine Fähre und wird nur ausgeladen. Abends wird es trockener, wir dürfen am Strand übernachten und hoffen auf Wetterbesserung am nächsten Tag.
Bei Regen geht die Fahrt über die aufgeweichte Piste wieder zurück. Beim Wanderweg 'Sendero Alerce' wird der Regen etwas weniger, sodass Doris sich herauswagt, um die bis 3m dicken und bis 3000 Jahre alten Alerce-Bäume anzusehen. Am Wanderweg 'El Volcan' überlegt Doris den 2-stündigen Aufstieg zum Kraterrand des Volcan Chaitén doch die Wolken hängen so niedrig, dass der Krater nicht zu sehen ist und ich mich weigere. So fahren wir wieder an den Strand von Santa Barbara und treffen hier schon wieder auf Ina und Hans-Jörg. Doris und ich machen einen langen Strandspaziergang, dann fahren wir mit den Wohnmobilen zur Übernachtung nach Chaitén.
In Chaitén sind noch deutlich die Spuren des verheerenden Vulkanausbruches vom Mai 2008 zu sehen. Viele Häuser sind nicht wieder aufgebaut, einige Menschen leben auch heute noch in halb zerstörten Wohnungen. Der nur 10 Kilometer entfernte und nur 1100 Meter hohe Volcan Chaitén galt als erloschen, da seine letzte Aktivität 9000 Jahre zurück lag. Der Vulkan schleuderte seine Asche über 20 Kilometer hoch - im Ascheregen gab es Atemprobleme. Innerhalb eines Tages versank Chaitén unter einer 20 Zentimeter dicken Ascheschicht, sodass die 7000 Einwohner evakuiert wurden. Der Rio Blanco führte früher an der Stadt vorbei in die Meeresbucht, trat aber nun über die Ufer und suchte sich einen neuen Weg quer durch die Stadt. Dabei überschwemmte er die Straßen mit Asche und Schlamm und hinterließ soviel davon in der Bucht, dass sie verlandete. Die ehemalige Uferstraße liegt nun hunderte Meter vom Wasser entfernt. Die Stadt wurde von der Regierung aufgegeben und sollte beim 10 Kilometer entfernten Santa Barbara neu aufgebaut werden. Weil der Hafen unversehrt blieb, haben ehemalige Einwohner jedoch einige Monate nach dem Ausbruch mit dem Aufräumen begonnen, ihre Häuser instandgesetzt und den Tourismus wieder aufgenommen. Erst 2011 wurde der Regierungsplan einer Neugründung aufgegeben - die Stadt wird wieder aufgebaut und viele Menschen sind zurückgekehrt.
Wir fahren am nächsten Morgen früh zum alten Hafen von Chaitén, um mit der Fähre auf die 180km lange und 50km breite Pazifikinsel Isla Grande de Chiloé überzusetzen.
22.-26.2.2016: zur DiaShow...
Zur Isla Grande de Chiloé